Reichsarbeitsdienstlager
(R.A.D.) in der Region
Mit der
Machtergreifung der Nationalsozialisten begann die „Überführung“ der vormals
staatlich unterstützten freiwilligen Arbeitsdienste (FAD) unabhängiger Träger (SPD,
evangelischer oder katholischer Kirche). Diese Übernahme geschah ab März 1933
auch in Form von Übergriffe mit SA-Unterstützung oder „freiwilliger“
Gleichschaltung. Somit wurde der staatlich geförderte FAD im Zeitraum 1933/1934
zum staatlich organisierten, paramilitärischen RAD.
Für die Lager in der
Region, welche organisatorisch zur Gruppe 96 des Gau IX (Mark Brandenburg)
zusammengefasst waren, sind FAD-Vorgängerlager bislang nicht nachgewiesen. Die
Aufstellung dieser Lager ist daher durchgängig als nach 1933/34 zu datieren.
Soweit bekannt, werden in der Auflistung Daten zur Auf- bzw. Einstellung angegeben, können aber nur zur Orientierung
dienen. Erschwerend kommt hinzu, dass die RAD-Lager, je nach lokaler Aufgabenstellung,
auch „wanderten“, also bei Beibehaltung der Bezeichnung der Standort verändert
wurde.
Mit Kriegsbeginn 1939
wurden viele RAD Abteilung zur Absicherung rückwärtiger Dienste an die Front
verlegt. Entsprechend erfolgte die Demontage der modular aufgebauten
Barackenlager. Einige Lager blieben aber am Netz(Große Jahnberge), andere
wurden zu Kriegsgefangenenlager (Damm I, Damm II, Wutzetz)
umgenutzt.
Aufstellung der RAD-Lager des Gau IX - Gruppe 96
Abteilung |
Ort |
„Ehrenname“ |
Bemerkung |
Bild |
1/96 |
Damm I |
Kampfflieger
Erwin Böhme |
Aufstellung
<= 21.10.1934 (anhand datiertes Foto) [erwähnt in
Reichs-Telefonbuch 1935] |
https://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?p=79&Daten=171682 |
Damm I und Damm II (sowie Wutzetz) wurde
nach 1939 als Kriegsgefangenenlager genutzt. [Telefonverzeichnis 1941] |
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2/96 |
Alt-Roddahn |
Der Ehrenname entstammt einer Aufstellung Fachgruppe „Militär-
und Garnisonsgeschichte Magdeburg“ und nimmt Bezug auf das
„Verordnungsblatt der Reichsleitung des Reichsarbeitsdienst von 1935“ Ggf.
Schreibfehler |
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3/96 |
Neustadt |
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4/96 |
Dreetz |
zeitweise
wohl auch in Wusterhausen/Dosse *<= 1936 |
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5/96 |
Wutzetz |
Brenkenhof / |
Die
Bezeichnung „Brenkenhof“ stammt aus „Militär-
und Garnisonsgeschichte Magdeburg“ „Brenkenhof“ ist/war aber ein Wohnsitz bei Großderschau ?
Denkbar, dass diese Abteilung vor Wutzetz in Großderschau ansässig war. Im Heimatkalender
Rathenow wird von einem archäologischen Fund durch das Arbeitslager „Brenkenhof“ berichtet – allerdings ohne genauere
Ortsangabe. |
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6/96 |
Bartschendorf |
[erwähnt in
Reichs-Telefonbuch 1935] |
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Friesack |
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Gemäß Lageplan vom 5.6.1939 war geplant, die Abteilung 6/96 wohl
nach Friesack zu verlegen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit beschreibt die Fläche des Lagers den
Bereich des späteren „Fahrschulplatzes“ Ein Indiz für die geplante Verlegung, wenn auch etwas verwirrend
formuliert, ist der Telefoneintrag im Verzeichnis 1941. Was hätte ansonsten „Bartschendorf“ im Telefonverzeichnis von Friesack zu
suchen? |
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Allerdings scheint die Verlegung dann kurzfristig abgesagt worden zu
sein. |
aus einer Akte des BLHA: Der
Abteilungsführer der RAD-Abtl. 6/96 Bartschendorf Oberstfeldmeister Fischer teilte heute
fernmündlich mit, dass die Baracken des Bartschendorfer
Lagers, dessen Verlegung nach Friesack in Aussicht genommen war, auf
Anordnung der Gauleitung des RAD jetzt abgebrochen werden und die Abteilung
bis auf weiteres nach dem Osten des Reiches verlegt wird.... |
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7/96 |
Görne |
vorher in Lasslich bei Perleberg; später in Losheim [erwähnt in
Reichs-Telefonbuch 1935] |
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8/96 |
Große
Jahnberge |
In „Man
lauert auf jedes Zeichen aus der Außenwelt“ (Joachim Scholz, Juni 2009
auf der Homepage von Paulinenaue) wird vom Arbeitsmann Joachim Kowarik berichtet, der
Ende April 1945 einen letzten Brief aus dem Lager sendet. |
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9/96 |
Damm II |
vorher
Bienenfarm bei Paulinenaue (
Aufstellung <= 09/1935 an Hand einer Bildbeschriftung) |
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In der
Planzeichnung für die Grünflächen, welche mit Februar 1938 datiert ist, wird
von einem „neu zu errichtenden Barackenlager“ gesprochen. Nebenstehende
Ansichtskarte ist vom 20.11.1938 datiert und berichtet von der Vereidigung
der Arbeitsmänner am selben Tag. Es ist denkbar, dass dies der erste
Durchgang und somit die Inbetriebnahme des Lagers war. |
Lageplan: https://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?p=79&Daten=167889 |
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10/96 |
Mangelshorst |
In einigen
Foren wird 10/96 auch nach Spandau/Kladow mit dem Namen „Der Alte Derfflinger“ verortet. Ob es 10/96
vor oder nach Mangelshorst dort gegeben hat, konnte
bis jetzt nicht verifiziert werden. |