Anfang der
dreißiger Jahre des 20.Jahrhunderts siedelte sich Günter Heymann in Friesack
an. Er entwickelte hier einen Verlag für Ratgeberhefte, von denen einige Titel
sehr hohe Auflagen erreichten – insbesondere die „1000fache Fundgrube“, welche
letztlich wohl über 2 Millionen Mal gedruckt wurde.
Obwohl Heymann
mit seinem Verlag Friesack deutschlandweit bekannt gemacht haben dürfte, ist
heute über seine Vita nur wenig bekannt:
Geburt: |
Am 11.11.1896
in Pyritz (Pyrzyce)
Westpommern |
Vater: |
Amtsgerichtsrat
Heymann (vermutlich Georg Heymann) |
Abitur: |
22.01.1916 am kgl. Domgymnasium Kolberg (Kołobrzeg) |
Studium: |
ein Semester
Rechtswissenschaften an der Universität Frankfurt/Main – |
Verlage: |
Seestern Verlag
Misdroy (Międzyzdroje) Neuzeit Günter Heymann
Verlag |
Reichsschrifttumskammer: |
B 18 710 |
Verstorben: |
1961 in
Bernburg |
Bilder: |
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Für sein Wirken
in Friesack gibt es neben seinen Ratgeberheften faktisch kaum Nachweise. Gerade
mal seine Adresse (Rhinstraße 16) kann im „Adreßbuch Westhavelland 1932“
nachgelesen werden.
Anhand der Ausgaben seiner Broschüren kann davon ausgegangen werden, dass er
bis 1940 seinen Verlag in Friesack betrieb. Dann verkaufte er den Verlag an den
Buchdrucker Franz Meinert – der bereits seit 1933 den Druck für den Verlag
übernommen hatte.
Kurz danach
übernimmt er den Verlag „Seesternverlag Georg Heymann“ – ggf. von seinem Vater
und verlegt
diesen kurze Zeit darauf nach Schweinitz (heute
ein Stadteil von Jessen)
Bislang konnte
noch kein Produkt für diesen Verlag nachgewiesen werden
Vermutlich kam es
kriegsbedingt zu einer Unterbrechung der verlegerischen Tätigkeit… bis 1950,
dem Jahr, in dem der Günter Heymann
Verlag in Uelzen/Verßen wieder auftaucht, wo
letztlich mit weiteren 200.000 Exemplare der „1000fachen Fundgrube“ die 2
Millionen-Stück-Grenze erzielt wird.
Damit scheint allerdings
die verlegerische Tätigkeit von Günter Heymann auch ihr Ende gefunden zu haben.
Nachfolgend eine
Auflistung der verschiedenen Broschüren, welche im Günter Heymann Verlag erschienen sind.
Der Verfasser dieser Seite ist für jeden
darüber hinausgehenden Hinweis sehr dankbar: redaktion(at)friesack.de
Folgende Titel
aus dem Günter Heymann Verlag sind nachgewiesen:
Titel |
Ersterscheinung |
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Werbung in „Stuttgarter
neues Tagblatt“ 19.4.1930 |
November 1930 |
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November 1930 |
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1931 |
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ab 1931 |
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Februar 1932 |
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Wie baue ich
mir im Jahre 1933 eine kaufmännische Existenz auf? Fundstelle in
der Deutschen Nationalbibliothek: |
1933 |
Neujahr 1933 |
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Juli 1933 |
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Februar 1934 |
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1936 |
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September 1936 |
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März 1938 |
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Juni 1940 |
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Nachdrucke bzw.
Kooperationen |
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Neuzeitliche Bezugnahmen auf Heymann-Broschüren: Weihnachtsstimmung
durch Chemie; Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg (1998 - Experiment 1.2 auf Seite 3) SENIO-Magazin der
Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens - Nummer 4/2011 „Holunder“ vom Verband Wohneigentum Sachsen-Anhalt
e.V. April/Mai 2013 (Tip zum Fleckenentfernen - Seite 16) |
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Geschäfts-Tips Monatsschrift
für alle kaufmännisch interessierten Kreise Propaganda-Nummer
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Drei Schritte sind´s zum
Ziel…Neueste
Anleitungen zur kaufmännischen Existenz-Gründung
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99 ganz besondere
Vorschläge zum Geldverdienen Prakt.
Anleitung z. modernen kaufmänn. Existenz-Gründung
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Zeitschrift Wird
in „Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adressbuch“ Ausgabe 1931 und 1933
erwähnt: „Dienst, Der. H:, R:, V: Günter
Heymann. Friesack (Mark), Rhinstr. 16 ca. 360 N. 2 M mtl
S.1931.Jan Anz: 0 Beil: 1000…“ Außerdem findet sich eine Bewerbung in
„99 ganz besondere Vorschläge…“: |
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300
Hausfrauen-Winke für die sparsame Hausfrau im Jahr 1932 |
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234 Winke zur richtigen und
dabei fast kostenlose Schönheitspflege für die Frau im Jahre 1933 |
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300 Sachen zum Bessermachen 365 neueste
Winke und Kniffe jeder Art für die moderne und praktische (aber vor allem: für
die sparsame) Hausfrau im Jahre 1933 |
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400 Sachen zum Bessermachen 400 neueste
Winke und Ratschläge jeder Art für die moderne und praktische (aber vor
allem: für die sparsame) Hausfrau im Jahre 1934 Wie
auch bei den anderen Heften gab es zu dieser Broschüre Versandumschläge. Zum Teil funktionierte
der Vertrieb über das Modell „Zur Anschauung“, d.h. das Heft wurde in einem Umschlag
unverbindlich dem potentiellen Kunden übergeben/zugestellt und am Folgetag
wieder abgeholt … oder bei Gefallen abkassiert. |
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800 mal gespart im Haushalt |
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Was koche ich…? |
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Gesundheitspflege auf richtigem Wege |
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Vom Recht des deutschen Volksgenossen |
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Die
5. Auflage erscheint im Februar 1937
neben der Normalausgabe auch als „Jubiläumsnummer“ auf hellerem Papier –
ansonsten ohne Änderung, aber zu einem Preis von 75 Pfennige. Heymann
feiert mit dieser Ausgabe die erste Million seiner „Haushalts-Broschüren“. Versuch
einer Nachberechnung: Feb 37 100.000 - 1000 fache Fundgrube 600.000 - 400 Sachen zum Bessermachen 50.000 – 300 Sachen zum Bessermachen 175.000 – 300 Hausfrauen-Winke Summe: 925.000 sowie unbekannte Anzahl an „234 Winke (Schönheitspflege)“ und „Was
koche ich“. |
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Trotz allem scheint die Jubiläumsausgabe nicht so gut
gelaufen zu sein. Davon zeugt ein überklebter Jubiläumspreis. |
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Heymann umrandete die Auflagenangabe jeweils ab der 25.
Auflage. So
auch bei der Broschüre „400 Sachen zum Bessermachen“ |
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Ab der 33. Auflage wird der bisherige Widmungsspruch: Für
die Hausfrau, für
den Landmann und
für jedermann in
Stadt und Land. um
den Landmann gekürzt. |
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Von der 34. – 46 . Auflage ( Aug.
38 – Jul 39) sieht Heymann es als notwendig an, darauf hinzuweisen, daß sein Verlag „selbstverständlich arisch“ sei. Ggf.
wollte er sich von dem bekannten jüdischen „Carl Heymanns Verlag“ absetzen…
zum anderen dürfte Günter Heymann vielleicht auch dadurch Probleme befürchtet
haben, daß er früher intensiv mit dem jüdischen Ullmann-Verlag
zusammen gearbeitet und mehrere Ratgeberbücher aus diesem Verlag in seinen
Broschüren beworben hatte. |
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Ab der 49. Auflage wird der Widmungsspruch
abermals eingekürzt. |
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Außerdem erscheint die 49. Auflage mit zwei
verschiedenen Zeitangaben im Vorwort. (Dezember 39 und Januar 40). Möglicherweise
verwendete Heymann auch nur noch überschüssige Exemplare der Vorauflage. |
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Die 61. und 62. Auflage sticht durch ihr blaues
Umschlagpapier hervor. |
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In
Berlin fungierte E.Loose als Generalvertreter des
Günter Heymann Verlages. Einige gesammelte Hefte haben dessen Stempel. In den
Auflagen 61 und 62 (blau)wird er auch im Impressum genannt. In
der Betriebs-Information der Deutschen Arbeitsfront 1940 erscheint folgende
Mitteilung: „In der letzten Zeit hat der
Generalvertreter des Günter Heymann-Verlages in Friesack, E.Loose
in Berlin W 9, Werbeschreiben für eine Schrift „Fundgrube“ an
Betriebsobmänner versandt. Ein Eingehen auf diese Werbung ist den
Betriebsobmännern untersagt. |
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Ab der 70. Auflage erhält die „1000 fache Fundgrube“ ein
moderneres Layout. Die
72. Auflage (ca. März 1940- 1.440.000) ist bislang die höchste nachgewiesene
Auflage, die in Friesack gedruckt wurde. |
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1950 erscheint in Uelzen/Verßen
die „1000 fache Fundgrube“ erneut. Sie beginnt hier mit 1.800.000 – die
360.000 Exemplare zwischen der letzten bekannten Friesacker Auflage und dieser
Herausgabe sind noch ungeklärt. Die
Uelzener Ausgabe erscheint u.a. als
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Noch im Jahr 1950 erscheint die „2 Millionen-Auflage“.
Erneut hat Heymann ein neues Layout verwendet und sich jetzt erstmal (auch im Textteil) von der Frakturschrift
verabschiedet und den Text in lateinische Buchstaben gesetzt. |
Nachdrucke der 1000 fachen Fundgrube |
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1947
erscheint im „Verlag A. Länzlinger, Zürich“ die
„1000fache Fundgrube“, mit leichten sprachlichen Anpassungen, ansonsten aber
identischem Inhalt. |
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Eine unerwartete Neuauflage erfährt die „1000 fache
Fundgrube“ 1977 als Projekt des linken Westberliner Verlages „fischer&spiekermann“. Unter
dem Titel „1000 wichtige Winke – für Städter, Landleute & andere Gegner
von Verschwendung, Verseuchung & Verdummung.“ erscheinen Heymanns 1010
Ratschläge… ergänzt durch zeitgemäße Hinweise/Warnungen des Apothekers Ulf. Im
Zeitraum von 1977 bis 1986 erschienen 7 Auflagen mit einer Auflagenhöhe von
insgesamt 28 Tausend Exemplaren. |
Und noch einmal schaffte es die „1000fache Fundgrube“ zu
erneuter Verbreitung: Das Druckereimuseum Sandkrug
(Hatten) gestaltete einen neuen Umschlag, übernahm ansonsten aber den historischen
Inhalt unverändert. Leider konnte die Auflagenhöhe dieser Ausgabe noch nicht
ermittelt werden. Die Erscheinung ist auf vor 1993 zu datieren. |
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Der Digitaldruck und das Auslaufen von Urheberrechten
macht es möglich – so auch den Nachdruck durch die tredition
GmbH, die mit nachstehendem Text ihre Motivation dazu erklärt: Dieses Werk ist Teil der Buchreihe TREDITION CLASSICS.
Der Verlag tredition aus Hamburg veröffentlicht in
der Buchreihe TREDITION CLASSICS Werke aus mehr als zwei Jahrtausenden. Diese
waren zu einem Großteil vergriffen oder nur noch antiquarisch erhältlich. Mit
der Buchreihe TREDITION CLASSICS verfolgt tredition
das Ziel, tausende Klassiker der Weltliteratur verschiedener Sprachen wieder
als gedruckte Bücher zu verlegen – und das weltweit! Die Buchreihe dient zur
Bewahrung der Literatur und Förderung der Kultur. Sie trägt so dazu bei, dass
viele tausend Werke nicht in Vergessenheit geraten. Leider hat die tredition GmbH es sich im Jahr 2011 in Bezug auf den
historischen Verfasser etwas leicht gemacht…und Heymann schlicht
verschwiegen. |
Weitere Nachdrucke bzw. Kooperationen „Nachdrucke bzw. Nachahmungen werden
zivil- und strafrechtlich verfolgt“. Trotzdem
gibt es eine Reihe von zeitgenössischen Broschüren, die Ihre „Verwandschaft“ zu Heymanns Heften nicht leugnen können. |
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Die Städtische Sparkasse Coburg gibt die
„Praktische Winke“ heraus. Das
Vorwort ist nahezu identisch mit dem Vorwort der „300 Hausfrauen-Winke“. Die Tips entstammen der „300 Hausfrauen-Winke“ bzw. den „300
Sachen zum Bessermachen, sind aber neu geordnet. Die
Städtische Sparkasse Coburg fusionierte
zum 1.1.1938 mit anderen Bankhäusern zur „Vereinigte Coburger Sparkasse“. Insoweit stammt die undatierte
Broschüre spätestens aus dem Jahr 1937.
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Im
Conrad-Schmidt-Verlag
Köln erscheinen undatiert zwei Broschüren, die eindeutig auf eine
Zusammenarbeit zwischen den Verlagen hinweisen. Die Broschüre „Über 300
Hausfrauen-Winke“ ist mit der Friesacker Ausgabe identisch, die „366 Sachen
zum Bessermachen“ stimmen in den ersten 300 Tipps überein. Das
Vorwort der „Gesundheitspflege auf richtigem Wege“, welches Köln und Friesack
als Herausgabeorte benennt, darf als Indiz dienen, dass es sich hier nicht um
einen unerlaubten Nachdruck sondern um eine Zusammenarbeit der Verlage
handelt. |
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Im „Ursula-Verlag -
Hirschberg im Riesengebirge“ erscheint (vermutlich 1937) die
Broschüre „350 Hausfrauenwinke“. Die ersten 312 Winke sind identisch mit den Winken
aus Heymanns „Über 300 Hausfrauenwinke“. Auch im Layout und im Vorwort ist
die „Verwandschaft“ zu Heymanns Broschüre
offensichtlich. |
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Th. Väth aus
Miltenberg gibt undatiert
die Broschüre „Die kleine Fundgrube“ heraus. Ein Großteil seiner 500
Ratschläge ist identisch mit den Ratschlägen aus „Über 300 Hausfrauenwinke“,
wenn auch sprachlich jeweils leicht gewandelt. Ein
Beispiel: Die kleine
Fundgrube: 239. Ameisen
vertreiben: Durch Ausstreuen von Zucker, der mit Petroleum angefeuchtet
wurde, werden sie vertrieben. Über 300
Hausfrauenwinke 190. Ameisen-Vertreibung: Ameisen werden vertrieben
durch Ausstreuen von Zucker, der mit Petroleum vermischt ist.... Dabei
scheint die Broschüre in mehreren Auflagen und mit unterschiedlichen Deckblätter erschienen zu sein. Die hier abgebildeten
Broschüren sind inhaltlich identisch und haben 40 Seiten. Im
Blog „Allerlei
Buntes aus Deutschland“ (Stand Juli 2018) wird eine Auflage mit 50 Seiten
erwähnt |
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In der Schweiz erscheint die Broschüre „400 Kniffe
der sparsamen Hausfrau“. Die darin enthaltenen Kniffe sind – zwar offensichtlich
in neuer Sortierung – wortgleiche Übernahmen aus „400 Sachen zum
Bessermachen“. |
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Günter
Heymann produzierte nicht nur Ratgeberhefte sondern versuchte sich offenbar auch
an einer „Modernen Postkartenserie“. Bislang
ist nebenstehende Karte allerdings der einzige Nachweis dieser Serie. Cecilia Hamsun (f. 13.5.1917, d. 1985 i Egå,
Danmark, hvor hun bodde de siste årene). Kunstmaler som ung. Gift første gang i 1939 med den danske maleren Mogens Herz (f. 1909, d.?), skilt 1943. Gift andre
gang med den danske forfatter Hans Andreasen (f.
5.6.1912, d.?). I 1950 har hun
sin tredje ektemann, psykiateren Knud Mosegaard, med til Nørholm.
Hennes fjerde ektemann var den danske operasangeren Michael Fønss, som hun
var gift med resten av
livet. |