Lageplan
des Friedhofes – nähere Angaben durch
Drücken auf die einzelnen Gräber
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Die Grabinschrift lautet: hebräisch Hier ist geborgen der angesehene Mann … der gelehrte Herr Abraham Sohn des gelehrten Herrn Seew aus… deutsch Hier ruht Abraham Michaelis … Es dürfte sich bei diesem Grabstein um den am 10.9.1814 in Tremessen
(Wartheland) geborenen Abraham
Michaelis handeln. Er wird als Kaufmann bezeichnet und starb am 29.7.1903
in Friesack. In Friesack lebte Ende der 1830iger Jahren auch noch ein Abraham Elias Michaelis. Trotzdem
kann dieses Grabsteinfragment relativ sicher dem Erstgenannten zugeordnet
werden, da im hebräischen Text der Vater des Verstorbenen als Seew (=Wolf)
bezeichnet wird – dieser Name findet sich beim Sohn des Abraham Michaelis
wieder. Seine Herkunft ist unklar (in der Todesurkunde werden die Eltern sogar
als „unbekannt“ bezeichnet) – womöglich kam er als Ziehsohn des erwähnten Abraham Elias Michaelis 1838 nach
Friesack, als dieser von Birnbaum kommend hier einen Bürgerbrief erhielt. Abraham Michaelis war mindestens zweimal verheiratet. Mit Carolone Jacobsohn hatte er die
Töchter Susanna
und Henriette.
Mit Henriette Simonis die Kinder Wolf (Wilhelm) und Rosalie. Abraham Michaelis war der letzte Friesacker Vertreter in der
Synagogengemeinde Friesack-Rathenow. |
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Die Grabinschrift lautet: Hier ruht in Gott Henriette Behrendt geb. Lublinski. geb. 22. Juli 1858 gest. 3. Oktober 1899 Du schiedest schnell – Im liebstern Sch… Du …vermisst uns Dein Vermutlich eine Tochter des Schneiders Moses Lublinski |
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Die Grabinschrift lautet: hebräisch Hier ist geborgen das Mädchen Vogel, Tochter des gelehrten Herrn
Abraham Löwenthal Sie verschied am
Sonntag, 4. Tischri … und wurde begraben am Dienstag,
6. Tischri 616 Ihre Seele sei eingebunden im
Bund des Lebens deutsch Hier ruhet unsere geliebte
Tochter Franziska Loewenthal geb. 15. April.
1848. gest. 16. Septbr.
1855. Schlummere sanft Du früh gebrochene
Rose, schlummere sanft Du engelsreines
Herz. Wohl Dir unter freundlich
grünem Moose Schläfst Du ruhig uns bleibt nur der
Schmerz. Der Vater des Kindes, Abraham
Löwenthal ist am 17t.April 1816 als Sohn des Liebmann Löwenthal und der Jette
Samuel in Friesack geboren. (BLHA
Rep.8 Friesack 2005) Er findet sich auch in den Listen der
Wahlberechtigten zur Repräsentantenwahl für die Jahre 1860 / 1861 und wird dort als Kaufmann angegeben.
Danach gibt es keinen weiteren Nachweis von ihm.
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Die Grabinschrift lautet: hebräisch Hier ist die Ruhestätte einer teuren Frau, Frau Taube, Tochter des geehrten Herrn Zwi
Hirsch. Sie wurde geboren am Festtag Schawuot 523
n.d.kl.Z. und schied hin in gutem
Greisenalter am 5. Kislev 609 n.d.kl.Z. Ihre Seele sei eingebunden im
Bund des Lebens deutsch Die dankbaren Kinder Hier ruht Taube Salomon geb. Hirsch geboren den 18. Mai 1763 gestorben den 29. November 1848 Leicht sei ihr die Erde. Taube Salomon, geb. Hirsch, kann als die „grande dame“ der jüdischen
Gemeinde betrachtet werden. Sie ist bereits mit den ersten Juden in Friesack,
den sich 1678 ansiedelnden Wolff Simon Brandes verwandt. Als Kaufmannsfrau
kommt sie zusammen mit Ihrem Mann Isaac Salomon zu bürgerlichem Wohlstand und wird
die Donatorin des örtlichen Bethauses an die jüdische Gemeinde. Sie war außerordentlich beliebt – bei Ihrer Beerdigung sprach auch der
evangelische Pfarrer Beust an ihrem Grabe. Auf diesem Friedhof liegen auch zwei ihrer 5 Kinder: Mendel und Schlaume. |
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Vermutlich eine Tochter des Schneiders Moses Lublinski |
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Die Grabinschrift lautet: hebräisch Hier ist geborgen die Jungfrau Jente, Tochter des geehrten Herrn Abraham. Sie wurde geboren am 24. Kislev 608 Sie verschied am 17. Elul 636 n.d.kl.Z. Ihre Seele sei eingebunden im Bund des Lebens deutsch Hier ruht Henriette Michaelis geb. 2. December 1848 gest. am 9. September 1873 Friede Ihrer Asche Henriette Michaelis ist eine Tochter des Abraham Michaelis und seiner
ersten Frau Carolone Jacobsohn sowie
die Schwester von Susanna Michaelis. Hinweis Der 24. Kislev 608
war der 2.12.1847 Der 17. Elul 636 war der 6.9.1876 |
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Der Grabstein ist der einzige Stein, auf dem der hebräische und der
deutsche Text auf derselben Seite stehen – leider ist die deutsche Inschrift
bereits stark verwittert. hebräisch Hier ist geborgen das Mädchen Rachel Tochter des gelehrten Herrn Schlomo
Silberstein Sie verschied am
Sonntag, 11. Elul und wurde begraben am Dienstag
d.Monats, 615 deutsch Hier ruht Rosalie Silberstein geb. d. 22. August 1851 gest. d. 25. August 1855 Es dürfte sich dabei um das Kind der Eltern Salomon Silberstein und Henriette
Silberstein, geb. Löwenthal handeln. (BLHA, Rep.8
Friesack Nr. 2005) Hier ist allerdings das Geburtsdatum mit dem 25.
Januar 1852 angegeben… |
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Die Grabinschrift lautet: hebräisch Denkmal für einen teuren und hochgeehrten Mann, der Jizchak, Sohn des
Schlomo. Er wurde geboren am
8. Elul 523 n.d.kl.Z. und schied hin in gutem Namen am 7. Sivan
589. Seine Seele sei eingebunden im Bund des
Lebens deutsch Dem theuren Vater Die liebenden Kinder Hier ruht Isaac Salomon geboren den 17. August 1763 Gestorben den 8. Juni 1829 Friede seiner Asche Die Herkunft des Ehemanns von Taube Salomon bleibt unklar. Sicher ist
lediglich, dass er aus Schönberg (Enklave Netzeband) zuwanderte. Es ist durchaus
möglich, dass er ein „unvergleiteter Jude“ war und erst durch die Heirat mit
Taube seinen Status legalisieren konnte. Das Grab von Isaac Salomon ist das Älteste auf dem Friesacker
Friedhof. Es muss angenommen werden,
dass der Friedhof erst zum Anfang des 19.Jahrhunderts angelegt wurde und
frühere Beerdigungen auf Friedhöfen größerer Gemeinden, z.B. Berlin,
stattfanden. |
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Die Grabinschrift lautet: Hier ruht in Gott unsere liebe Schwester Susanna Michaelis geb. 16.8.1847 gest. 2.3.1919 Susanna Michaelis ist eine Tochter des Abraham Michaelis und seiner
ersten Frau Carolone Jacobsohn sowie die Schwester von Henriette
Michaelis. Susanna Michaelis blieb zeitlebens unverheiratet. Sie war die
letzte jüdische Bewohnerin des „Friesacker Tempels“, bis dieser 1907 auf
Grund vernachlässigter Instandhaltung so baufällig war, dass die Wohnung
geräumt werden musste. Die Todesanzeige von Susanna
Michaelis wurde durch ihre Halbschwester Rosalie Cohn geb. Michaelis aufgegeben. Rosalie wurde später
Opfer des Holocaust und starb in Theresienstadt. |
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Die Grabinschrift lautet: hebräisch Hier ist geborgen der gelehrte Herr Jizchak, Sohn des geehrten Herrn Mendel Salomon. Er wurde geboren am Sonntag 28.
Cheschvan 591 und verschied am
Montag 25. Elul 644 deutsch Hier ruht in Gott tief betrauert von den
Hinterbliebenen mein geliebter Gatte, unser guter
Vater Schwiegervater u. Großvater der Kaufmann Julius Salomon geb. am 13. Novbr.1830 gest. am 15. Septbr. 1884 Geehrt und geachtet von Allen die ihn kannten Friede (seiner Asche). Julius Salomon ist der Sohn von Mendel Salomon
und Friedericke Salomon, geb. Dornblatt. Er
ist der letzte männliche Stammhalter der Familie Salomon in Friesack. |
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Die Grabinschrift lautet: Julius Salomon geb. zu Friesack d. 13, Nov. 1830 gest. 15. Sept. 1884 Goldine Salomon geb. Ries geb. zu Gardelegen d. 28. Oct. 1839 gest. zu Interlaken d. 11. Aug.1910 Interessanter Weise wurde bei der Grablegung von Goldine Salomon der
bereits 26 Jahre zuvor gestorbene Ehemann Julius
Salomon gleichfalls auf dem Grabstein erwähnt, obwohl bereits ein
seperater Grabstein bestand. Goldine Salomon starb in Interlaken während einer Kur. Mit ihr endet
die Friesacker Linie der Salomons endgültig. |
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Die Grabinschrift lautet: Hier ruht in Gott Moses Lublinski geb. 5. Februar 1810 gest. 20. August 189? Moses Lublinski dürfte der Vater von Pauline
und Henriette sein. In den Akten zur
Repräsenmtantenwahl der Synagogengemeinde (1860-1884) wird er durchgehend
erwähnt. Er war in Friesack als Schneider tätig, wird aber auch als Händler
aufgeführt. |
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Das Fragment dieses Steins kann mit hoher Wahrscheinlichkeit Mendel Salomon zugeordnet werden. Noch lesbar: hebräisch …Seine Seele sei eingebunden im Bund des Lebens Auf einem Foto aus dem Jahr 1938 kann die deutsche Grabinschrift wie
folgt entnommen werden: Hier ruht in Gott tief betrauert von den Hinterbliebenen unser geliebter Gatte und Vater Mendel Salomon geb. am 1. Januar 1803 gest. am 2. November 1879 Geehrt und geachtet von Allen die ihn kannten Friede seiner Asche Mendel Salomon war zu seiner Zeit die unbestrittene Führungsperson der
jüdischen Gemeinde. Er führte den Kaufmannsladen seiner Eltern Isaac und Taube offenbar
recht erfolgreich weiter und errichtete nach 1860 einen Neubau. (heute
Marktstraße 35) Er war mit Friesack sehr verbunden – unter anderem war er der
„Höchstkommandierende“ des örtlichen Schützenvereins. |
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Die Grabinschrift lautet: hebräisch Hier ist geborgen ein teurer Mann,
hochgeehrt und gerecht, der geehrte Herr
Schlomo, Sohn des geehrten
Herrn Jizchak. Er wurde geboren am 8.
Marcheschvan 560, er verschied am 26.
Tewet 631 n.d.kl.Z. Seine Seele sei eingebunden im
Bund des Lebens deutsch Hier ruht in Gott tief betrauert von
den Seinen S.Salomon geb. in Friesack am 6. November 1799 gest. in Berlin am 19. Januar 1871 Friede seiner Asche Schlaume Salomon wird als phsychisch kranker Einzelgänger geschildert.
Er lebte nach dem Tod seiner Mutter in der Obhut seines Bruders Mendel, war selbst nicht berufstätig aber wohl
recht religös. Es wird berichtet, dass er Friesack nur ein einziges Mal verließ… zu
einer Heilbehandlung begab er sich nach Berlin und verstarb dort. |
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Die Grabinschrift lautet: Hier ruht Frl. A.Sak aus Berlin geb. 20.1.1896 verunglückt im Dreetzer See am 28.7.1920 Fräulein Sak gehörte vermutlich nicht zur Friesacker Gemeinde und „verdankt“
ihre hiesige Beerdigung wohl allein den Umstand, dass der Friesacker Friedhof
der am dichtesten gelegene jüdische Friedhof zum Dreetzer See ist. |
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Die Grabinschrift lautet: Hier ruht in Gott Simon Jacoby geb. 6.Juni 1797 gest. 16.
Juni 1889 Wird in “Ferientage in Friesack” als eines der „Schmerzenskinder“ der
Gemeinde bzw. als der „ewig bankerotte alte Jacobi“ erwähnt. |
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Die Grabinschrift lautet: hebräisch Hier ist geborgen Frau Cheva Arndt Tochter des geehrten
Mendel. Sie wurde geboren am 2. Tag von
Pessach 594. Sie verschied am 14.
Kislev 632 n.d.kl.Z. Ihre Seele sei eingebunden im
Bund des Lebens deutsch Hier ruht in Gott Emma Arndt geb. Salomon geb. In Friesack am 25. April 1834 gest. in Neustadt a.D. am 27.November 1871 Friede ihrer Asche Emma Arndt ist eine Tochter von Mendel und war in Neustadt mit einem
Hotelbesitzer verheiratet. Ihr Neffe Richard Cohn hat ihr in dem Bändchen „Des Manes Märchen“ ein
literarisches Denkmal gesetzt. |
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1938 wurde der
Friedhof von einer Bekannten der Familie Salomon fotografiert. Die Bilder
befinden sich heute im Leo-Baeck-Institut in New York. Auf diesen Bildern sind weitere Grabsteine abgebildet, die zu entziffernenen
Angaben folgen in Fettschrift: Friederike Salomon, geb. Dornblatt geb. 15. September 1804 gest. 16.Juni 1883 Friederike war die Ehefrau von Mendel
Salomon. Marianne Cohn, geb.
Salomon Marianne ist die Tochter von Mendel und
Friederike Salomon. Sie heiratete Louis Cohn und hatte 10 Kinder. U.a. auch
Richard Cohn, der Autor der Bücher „Luch
und Sand“ sowie „Des Mannes Märchen“ sowie Georg Cohn, den Stifter der
Sandsteinbänke am Hohenzollerndenkmal. |
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Die hebräischen Übersetzungen wurden freundlicher
Weise von Frau Brigitte Heidenhain zur Verfügung gestellt. Siehe dazu auch
das Projekt der Uni
Potsdam zu jüdischen Friedhöfe in Brandenburg. |